In diesen Texten wird es um Sex unter Bi-Männern gehen. Also Handjob, Blowjob und gelegentlich Anal. Und natürlich allerlei gay Homoerotik mit viel Outdoor Sex. Öffentliche Toiletten und ähnliche Ausflüge in den dubiosen Untergrund der heimlichen Sexualität. Du weißt also, was auch dich zukommt. Ich habe dich gewarnt.
So als Bi-Mann hat man(n) es nicht immer leicht. Zum einen: so richtig in die schwule Szene einsteigen ist nicht drin. Nicht nur, dass man dort nicht unbedingt den richtigen Grad an Akzeptanz fände, zu weiten Teilen wäre es auch etwas unehrlich. Zum anderen: gegenüber heterosexuellen Frauen gibt man mit solchen Neigungen auch nicht unbedingt an. Vielen fehlt es da an Verständnis. Manche finden es geradezu befremdlich, wenn nicht sogar abstoßend.
Und so darbt manch ein bisexueller Mann ein heimliches Dasein in der Ehe oder Beziehung. Und ist er mal Single, kann er auch nicht den gänzlich entfesselten Sprung in die Darkrooms der Gayclubs wagen – einfach aus dem Grund, weil er da nicht wirklich hingehört. Vielleicht ist dies auch lediglich eine psychologische Blockade, die den betreffende Mann entsprechend hemmt. Es ist ein seltsames Phänomen, dass Bi-Männer nur mit anderen Bi-Männern intim sein wollen und nur selten wirklich mit echten schwulen Männern Sex haben.
Ich frage mich, ob es bisexuellen Frauen auch so geht und ob sie mit denselben Empfindungen lesbische Frauen meiden. Und ist dieses Zieren nicht auf eine unterschwelligen Eben eine Ausdruck von Homophobie? Eben diese Haltung, dass man gerade zwar Lust auf einen Schwanz hat, aber gefälligst nicht für schwul gehalten werden soll. Und das ist dann ein Widerspruch, den eben nur ein anderer bisexueller Mann verstehen kann. So meint man zumindest. Was weiß ich.
Der Punkt ist aber, dass letztendlich nur eine Sphäre übrig bleibt, um sich auszuleben – die zwielichtige Szene der dunklen Parkplätze, altmodischer Kontaktanzeigen in Kurz & Fündig und öffentlicher Toiletten am Stadtrand. Wir nennen sie seit Generationen „Klappen“. Ist vermutlich ein sprachliches Überbleibsel aus einer Zeit, als die Pissoire etwas anders beschaffen waren.
Die Klappe ist eine semilegale Welt der Nachtschatten, wo es auch mal gefährlich sein kann – wobei der häufigste Antipode dann wiederum der ungefährlichste ist: die Polizei. So lange man es nicht übertreibt und zu dick auf die Pauke haut, wird man eher in Ruhe gelassen. Aber die Anzahle der Leute, die sich schon mal beim Verhör in der „Sitte“ wiederfanden, ist größer als ich zählen kann. Allerdings: Schwerverbrechen sehen anders aus. Das Ganze läuft meistens auf Verfahrenseinstellungen hinaus, kleine Bußgelder und das etwas unangenehme Detail, dass manche aktenkundig werden.
Meine erste Klappe war Theresienwiese in München. Heute ist das ziegel-farbene Klohäusl längst abgerissen. Die ganze Stadt soll ja immer mehr wie so ein riesengroßer Supermarkt aussehen. Früher hatten wir es auf jeden Fall leichter, wenn es darum ging, sich zu finden.
Der Mann hieß Walter und war mindestens 30 Jahre älter als ich. Er stand da mit Hut und Mantel am Pissoir und pinkelte wohl schon seit einer halben Stunde. Nach 11 Uhr abends konnte es ziemlich voll dort werden. Ständig kamen Männer rein und raus, warfen einen kurzen Blick in den Pissoirraum, auf der Suche nach Frischfleisch.
Lustig ist es immer, wenn ein waschechter unbescholtener Klo-Nutzer den Raum betrifft, den Verhau dort sieht, ohne zu verstehen was Sache ist und sich daraus zusammenreimt, dass gerade ein Reisebus offensichtlich aufs Klo muss. Er geht dann wieder raus, blickt ungeduldig auf die Uhr, tritt von einem Fuß auf den anderen, während die Blase drückt und wartet darauf, dass endlich jemand die Toilette wieder verlässt. Doch alles was er drei Minuten am Stück beobachtet, sind immer mehr Männer die drin verschwinden und nicht wieder herauskommen. Irgendwann beginnt bei ihm der Groschen zu fallen. Und dann schüttelt er verärgert den Kopf, kneift die Bauchmuskeln zusammen und hastet davon, in Richtung U-Bahn-Bahnsteig. Das wird nie alt.
Walter stand an der Pisswand und ich landete direkt neben ihm. Mein Herz schlug mir ganz schön im Hals, weil ich so etwas noch nie gemacht hatte. Aber ich wusste, dass der Mann im Hut nicht pieselt, weil ich ihn dort schon 3 Minuten vorher gesehen hatte, während ich – ebenfalls zum Schein – am Waschbecken stand und mir die Hände wusch. Ich packte also meinen Schwanz aus der Hose und tat ebenfalls, als ob ich uriniere. Dieser Tanz ist immer etwas albern. Aber das Problem ist, dass wir relativ scheue Gestalten sind. Deshalb hätten wir in der echten Schwulenszene absolut keine Überlebenschance.
Endlich warf ich einen Blick zur Seite, um mir Walters Schniedel anzusehen und meine jungen Augen staunten nicht wenig, dass da ein gefalteter 20-Mark-Schein zwischen seinem Zeige- und Ringfinger steckte. Als mein Blick hoch zu seinem Gesicht wanderte, zuckte ich fast etwas zusammen, da ich erst nun bemerkte, dass mich der Mann im Hut ansah. Sein Blick wiederum rutschte zu meinem Schwanz herunter und kehrte nach einer Weile wieder zurück, so dass sich unsere Blicke ein zweites Mal trafen.
Ich dachte jetzt – oder nie. Ich wollte nicht schon wieder unverrichteter Dinge nach Hause gehen. Das hier war bereits mein dritter Ausflug hierher – und jedes Mal hatte ich nur den großen Zehen in den Teich gesteckt und das Revier in Augenschein genommen.
So nahm ich meinen Mut zusammen und machte mit meinem Gesicht eine eindeutig Bewegung, in dem ich mit dem Kinn auf die halboffenen Türen zu den Sitztoiletten-Kabinen hinter uns deutete.
In so einem Augenblick ist emotional doch viel auf dem Spiel. Die Angst vor der Ablehnung. Es ist der eine Moment, wo man hofft, die andere Person signalisiert einem: Ja, ich find‘ dich OK, lass es uns tun. Anstelle von: Bäh, sorry, wirklich nicht.
Gut, an dieser Stelle sollte ich vielleicht anmerken, dass dies eine vollkommen unsinnige Sorge war – auch wenn es mir damals nicht bewusst war. Ich war mindestens dreißig Jahre jünger als der Fremde. Die Chance, dass ich für ihn nicht „OK“ war, war in Wirklichkeit sehr gering. So erwiderte er meinen Blick mit einem kurzen Nicken und steckte sogleich seinen Schwanz zurück in die Hose und zog den Reißverschluss hastig hoch.
Ich ging voran und wir zwängten uns beide in die extrem enge Kabine. Wir schlossen die Tür und drehten das Türschloss um. Geredet wurde dabei nicht. Dies war eine hellhörige Situation. Es waren halboffene Klokabinen, mit diesen typischen Lücken unterhalb und oberhalb der Tür und jenseits der Kabine trieben sich stumm oder zigarettenrauchend mindestens sechs andere Männer herum. Und jeder wusste, was Sache war, in dem Augenblick, als wir die Kabine betraten.
„Ich heiße Manfred“, flüsterte ich ihm ins Ohr.
Er nahm den Hut ab und hing ihn auf einen der Wandhaken. Er hatte einen typischen Haarkranz und war vielleicht 55 oder 60 Jahre alt.
„Walter“, erwiderte er leise.
In der Luft hing ein obszöner Geruch aus Pisse, Klosteinen, Zigarettenrauch und Schweiß. Ich setzte mich auf die Kloschüssel und wollte nach seinem Hosenknopf greifen, um den Schwanz wieder hervorzuholen. Den Zwani hatte ich längst wieder vergessen. Ohnehin war ich etwas zu aufgeregt dafür.
Doch dann geschah etwas seltsames. Er nahm mich sanft an den Unterarmen und zog mich zurück auf die Beine. Als ich wieder vor ihm stand, drückte er mir den Zwanzig-Mark-Schein in die Hand und rutschte etwas mühsam auf die Knie. Er stützte sich dabei ein wenig an der riesigen Klopapiertrommel aus Aluminium, die auf der linken Seite angebracht war.
Nun war es Walter, der meine Hose öffnete und noch bevor ich mich überhaupt mit der neuen Situation arrangiert hatte, steckte meine Eichel bereits in seinem Mund. Die Erektion kam fünf Sekunden später – ach die Wonnen der Jugend!
Walters Hand rutschte auch tiefer in meine Hose und knetete dort sanft die Eier. Sein Mund war nicht gerade ungeübt. Nicht etwa, dass ich das damals hätte beurteilen können. Zwanzig Sekunden später ejakulierte ich bereits fröhlich in seinen Mund, während ich die Handflächen links und rechts gegen die Blechwand der Kabine presste und angestrengt meine Stimme unterdrückte, damit der Rest der Meute nichts hören konnte. Zwanzig Sekunden! So ein Scheiß!
Als es weitere zehn Sekunden später vorbei war, überfiel mich schlechtes Gewissen. Walter wischte sich mit dem Handrücken die Lippen ab und verpasste meiner noch immer zuckenden Eichel einen kleinen Kuss. Dann begann er sich wieder auf die Beine zu kämpfen. Ich griff ihm dabei unter den Ellbogen.
Nun trafen sich unsere Blicke. Ich schaute vermutlich etwas entgeistert, während er etwas hämisch grinste. Er war ein typischer, leicht korpulenter Bayer, den man sich irgendwo im Biergarten vorstellen konnte, oder in der Staatskanzlei.
Ich zog schnell den Zwanzig-Mark-Schein aus der Tasche und gab ihn im zurück. Technisch gesehen waren das die am schnellsten verdienten 20 Mark meines Lebens. Doch nie und nimmer hatte er von mir das bekommen, was er sich erhofft hatte.
Walter lächelte nur und bedeutete mir mit der Hand, das Geld zu behalten. Er griff in in die Innentasche seines grauen Trenchcoats, zog eine Visitenkarte raus und reichte sie mir. Plötzlich küsste er mich.
„Mit so einem jungen Burschen wie dir, würde ich mir gerne mehr Zeit nehmen“, flüsterte er.
Dann drehte er sich um, entsperrte die Tür und schob sich hinaus, auf den Gang. In der Tür drehte er sich noch kurz um und machte die unmissverständliche Handbewegung eines großen Telefonhörers am Ohr. Dann war er verschwunden.
Ich stand noch eine Weile, bis mir bewusst wurde, dass mein Schwanz noch immer auf Halbmast in Sichtweite aller baumelte, die einen schnellen Blick in die Kabine warfen. Meine Hose hing mir zwischen den Knien. Drei Blicke später kam ich wieder zu mir, steckte Geldschein und Visitenkarte ein und begann hektisch die Hose anzuziehen.
Mit gesenktem Blick eilte ich dann an all den Schattengestalten vorbei, stieß die Tür weit auf und atmete die frische Nachtluft ein. Ich zielte sogleich die Treppe rechts an und eilte runter zu den Bahnsteigen.
Dort steckte ich die Hände in die Taschen und stand gedankenversunken da, ziellos auf die gelben Kacheln des Tunnels starrend, halb gelehnt gegen den Automat mit Erdnüssen und Gummibärchen.
Während die U5 einfuhr, erinnerte ich mich an die Visitenkarte. Ich zog sie kurz heraus und warf endlich einen Blick darauf. Nur die Telefonnummer stand darauf. Und darunter mit kleinen Letter: Walter.
Selbstverständlich hatte ich nicht vor, Walter anzurufen. Niemals! Grundsätzlich fühlte ich, als hätte ich von solchen Eskapaden erstmal genug. Ich hatte es endlich aus meinem System ausgeschwitzt!
Aber so denken alle Männer fünf Minuten nach ihrem Orgasmus. Machen wir uns nichts vor – mit jeder weiteren Stunde würde die Visitenkarte mehr und mehr in meiner Tasche brennen.
Wir kennen doch unsere Pappenheimer.
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