Ich dachte, ich schreibe mal wieder ein wenig über meine Erlebnisse als Ehehure oder Hobbyhure – welche Bezeichnung auch immer. Als ich die vorherigen Texte schrieb, ging ich dieser Beschäftigung bereits seit über 8 Monaten nach. Dass ich nach so langer Zeit noch immer dabei sein würde, hatte ich, um ehrlich zu sein, nicht erwartet. Ich ging davon aus, dass mich die Sache nach einigen Monaten langweilen oder frustrieren würde – und dass ich mir dann einen „normalen“ Job suche.
Das andere Detail hatte mich Nick zu tun. Ich machte vieles davon abhängig, wie mein Mann darauf reagierte. Ich wusste ja zur Genüge, dass er sehr eifersuchtsfrei war und dass es ihn scharf machte, wenn ich nebenan mit anderen Männern fickte. Das war sein Ding. Vor allem, wenn ich ihm in einer ruhigen Stunde über meine Kunden erzählte und ihm dabei den Schwanz massierte. Er ejakulierte dann zügig in meine Hand und ich wusste, dass ich noch immer alles richtig machte.
Zugegeben, solche Erzählstunden wurden mit den verstreichenden Monaten etwas seltener. Aber das liegt doch auch in der Natur der Sache. Sex ist nicht kompliziert und ich habe nur drei begehbare Öffnungen. Natürlich begannen sich die Dates und die Transaktionen zu ähneln. Aber Nick erwies sich stets als ein Befürworte der ganzen Sachen. Ich befragte ihn dazu immer wieder mal und er erzählte mir dann, wie es ihn noch immer fasziniert, im Wohnzimmer auf dem Sofa zu sitzen, oder in der Küche zu sein – und dabei meine Stimme zu hören, während ich in unserem Gästezimmer stöhne, seufze und meine Kunden anfeuere.
Und ich begann auch einen festen Stamm aus großzügigen Kunden aufzubauen, was viele Dinge für mich vereinfachte. So musste ich immer weniger neue Kunden rekrutieren, da ich nach sechs oder sieben Monaten mindestens zwölf feste Kunden hatte. Jeder von ihnen wollte mich im Schnitt einmal oder zweimal im Monat besuchen. So konnte ich pro Kunde mit 150 Euro monatlich rechnen, so dass der feste Kundenstamm für meinen finanziellen Grundstock sorgte. Der Rest kam dann doch von allerlei neuen Bekanntschaften und Zufallskunden, die sich durch die Chatline ergaben.
Es stimmt schon, dass sich nach einem halben Jahr die Sache viel mehr wie Alltag anfühlte und die Aufregung der ersten Tage längst verflogen war. Doch ich konnte nicht die Erkenntnis ignorieren, dass mir das Ficken mit fremden Männern nicht schwer fiel und auf jeden Fall psychisch keine Probleme verursachte. Ich stelle nicht in Abrede, dass solche Probleme sehr real sind und dass viele Dirnen es liebe hätten bleiben lassen sollen, da sie für diese Tätigkeit nicht robust genug sind. Und so viele sind gegen ihren Willen reingerutscht. Aber ich war da aus einem anderen Holz geschnitzt.
Aber das hat auch damit zu tun, dass mein Arbeitsumfeld sehr positiv war. Ich musste nicht mit jedem ins Bett, das hatte ich nicht nötig. Ich konnte es als darauf ankommen lassen, dass mir die meisten Kunden menschlich sympathisch waren, oder zumindest akzeptabel waren. Jene, die sich als unsympathisch erwiesen, würde ich dann nicht mehr einladen.
Unterm Strich empfand ich das Anschaffen als etwas, das weniger meine Lebensenergie aussaugte, als ein Vollzeitjob in einem langweiligen Büro. Ich arbeitete vielleicht 15 bis 20 Stunden in der Woche und hatte die restliche Zeit frei. Und bei diesem Job wusste ich wenigstens wozu es gut war, was die Kunden wollten, was sie bekamen und was sie zufrieden machte. Bei vielen anderen Jobs hatte ich diese Klarheit nicht.
Außerdem schien mein „Kink“ sich zu entwickeln. Ich empfand das Anschaffen nun als alltäglich, aber das war etwas, das mich „kickte“. Dieses Gefühl, eine Hure zu sein, eine Nutte. Diese Empfindung, von eine unerschöpflichen Reihe aus Männern begehrt zu werden und der Gedanke, dass es da irgendwann tausende Männer gab, denen ich einen Orgasmus besorgt habe. Männer, die in mich und auf mich gespritzt haben. Ich konnte mir nicht helfen, dass mir diese Vorstellung noch immer berauschte. Es war ein gefährlicher, etwas beunruhigender Gedanke: Dass ich scheinbar meine neue Arbeit liebte.
Ein Jahr zuvor war es nur ein „Kink“. Aber nun begann ich langsam zu erkennen, dass der „Kink“ nur „Symptom“ war. Es war der Umweg meiner Psyche, um darüber hinwegzutäuschen, dass ich schon immer dazu berufen war, eine Nutte zu werden. Dass das meine wahre Bestimmung war, die mich glücklich machte und die mich erfüllte. Zu huren. Anzuschaffen. Eine Dirne zu sein.
Und nach einigen Monaten, als das Alltagsgefühl eingekehrt war, verflog der „Kink“ eben als eine Illusion und es gab keine Ausreden und keine umständlichen Erklärungen mehr. Die Wahrheit stand unverrückbar im Raum, so wie dieses karge Bett in unserem halbleeren Gästezimmer. Ich war dafür geschaffen, fürs Geld zu ficken – und es würde zunehmend schwer, es mir auszureden.
Aber ich hatte auch einen Ehemann, der darauf abfuhr. Und das trug auch dazu bei, dass ich mich sicher bei der Arbeit fühlte. Dadurch, dass ich meine Termine immer nur aufs Wochenende legte, fickte ich mit den Kunden immer nur in Nicks Anwesenheit. Der Weg zum Gästezimmer führte durch den Flurkorridor und dann paar Meter durchs Wohnzimmer. Nick nahm also alle Kunden immer kurz in Augenschein und begrüßte sie beiläufig, aber freundlich, während sie hinter mir herdackelten.
Mit den Stammkunden kannte er sich dann irgendwann beim Vornamen. Und zu meiner Überraschung quatschte er einige der festen Kunden auch mal an, oder bot ihnen ein Getränk an. Ich hatte nie geglaubt, seine Abwesenheit von Eifersucht würde so weit gehen. Aber für mich war das ein angenehmes Gefühl.
Doch gerade bei den Freiern, die mir eigentlich noch fremd waren, empfand ich Nicks Anwesenheit in der Wohnung als extrem positiv. Die Kunden nahmen ihn in Augenschein – er ist ja eine stattliche Erscheinung und sehr sportlich -, und ich konnte die Gewissheit haben, dass kein Kunde irgendwelche schrägen Mätzchen versucht, während wir allein im Gästezimmer waren.
Und das war nicht unwichtig. Ich hatte mich in all den Monaten nicht nur sicher gefühlt, es hatte auch keinen erschreckenden Zwischenfall gegeben, der mir den Spaß am Anschaffen vermiest hätte. Und mir ist vollkommen klar, dass die meisten Nutten das nicht von sich behaupten können, und dass das Leben vieler richtige Hölle ist. Aber als Hobby-Hure mit einem verständnisvollen, unterstützenden Ehemann ist das eben sehr anders.
Außerdem wussten Nick und ich eins mit einer ziemlichen Gewissheit: Wenn ich nicht dem Anschaffen nachgehe, würde ich ohnehin ständig herumhuren, aber dann vermutlich unter deutlich weniger gut kontrollierbaren Umständen. Denn, dass ich eine Nymphomanin war, naja, daran dürfte wohl an diesem Punkt kein Zweifel bestehen. Um den heißen Brei müssen wir doch wirklich nicht mehr herumreden, oder? Und so konnte ich wenigstens die Hälfte der nötigen Haushaltsfinanzen ranschaffen.
Einige mal hatte ich den Gedanken ins Gespräch gebracht, dass Nick theoretisch hätte mit seinem eigenen Job aufhören können, wenn ich mein Volumen als Hure einfach verdoppeln würde. Da ich meistens nur von Freitag Abend bis Sonntag Abend arbeitete, kam es mir manchmal schon so vor, als hätte ich noch ganz schön viel verfügbare Zeit. Aber Nick lehnte das immer kategorisch ab. Er wollte sich nicht, wie so ein typischer Zuhälter fühlen. Auch wenn er verstand, dass ich darin einen gewissen Kick empfand. Doch diesen Schritt will er nicht machen. Aber ich schätze, er will auch seinen tiefsitzenden Candaulismus frisch und unverwässert halten.
Wie auch immer – ich mache weiter, behalte die Umstände aber weiterhin so bei, wie sie sind. Ich werde mir weiterhin die neuen Kunden genau anschauen und nur solche Treffen, die mich nicht abstoßen, wobei ich schon vor langer Zeit gemerkt habe, dass ich da eine sehr hohe Toleranzschwelle habe, was meine Bereitschaft betrifft, mich von einem beliebigen Mann besteigen zu lassen. Aber es gibt natürlich auch richtige Mistkerle und Berserker, und die halte ich mir eben fern.
Und das seltsame Abenteuer auf dem kargen Bett in unserem Gästezimmer geht weiter.
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