Keine Sorge wegen Erregungsinkontinenz

Es gab zwei Gründe, warum meine Teenager-Jahre komplett frei von Erotik und Sex geblieben sind: meine Molligkeit und meine Neigung zur „erogenen Inkontinenz“. Das erste möchte ich hier nicht behandeln, aber es war zumindest etwas, das in der Alltagskultur einen Namen hatte und von manchen thematisiert wurde. Und es war etwas, das man „sehen“ konnte. So wusste ich zu jedem Zeitpunkt, dass ich nicht das einzige dicke Mädchen in der Schule war.

Und ohnehin ist es so, dass es nur die etwas grausamen Jahre der Jugend sind, wo du als „dick“ gilts. Mit dem Erreichen des Erwachsenseins bist du plötzlich „mollig“ (was schlagartig viel positiver besetzt ist) und wenn du noch paar Jahre wartest, heißt es plötzlich „Rubensfrau“ und wird als etwas für echte Fans angesehen. Alles in allem nichts, worüber ich jetzt einen Aufsatz schreiben müsste.

Das andere Problem war für mich viel gravierender, denn in meiner Schulzeit gab es keinen Weg, damit umzugehen, es irgendwie einzuschätzen.

Ich hatte schon während meiner ersten Masturbationsversuchen die Erfahrung gemacht, dass je mehr ich mich erregte und je mehr ich meine Klitoris stimulierte, sich etwas in mir komplett lockerte und sozusagen „nachgab“, was dann dazu führte, dass ich anfing zu pieseln. Das war unkontrollierbar. Nun war es aber so, dass während der Selbstbefriedigung nicht sehr ausgeprägt war. Es reichte, wenn ich drei Lagen eines alten Handtuchs unter meinen Po legte und schon blieb mir der peinliche Fleck auf dem Bettlaken erspart.

Aber ich spürte sofort, dass die Erregungen, die während eines echten Geschlechtsverkehrs stattfindet, so viel mehr das Inkontinenzproblem verstärken würden.

Ich hatte auch darüber nachgedacht, dass ich vor dem Treffen mit einem Jungen einen Tag lang nichts trinken würde, so dass meine Blase strohtrocken sein würde. Aber wie ist das praktikabel, wenn man vorher vielleicht auf einer Party war, oder etwas essen geht? Ein seltsames Girl, das die ganze Zeit nicht mal ein Mineralwasser trinkt und vermutlich total ausgetrocknete raue Lippen hat.

Und mit der Jugend ist es auch so, dass sie dazu neigt, alles total zu überhöhen und zu einer riesigen Sache aufzublähen. Ich hatte mich darauf eingestellt, dass es nie einen Jungen geben wird, der mich jemals lecken wollen würde. Wenn ich Glück hatte, würde ich vielleicht eines Tages einen Kerl kennenlernen, den es wenigstens nicht besonders stört, dass ich nach jedem Geschlechtsverkehr das Bettlaken wechseln muss, weil wir auf einem riesigen ekligen Fleck liegen.

Mit einem der pubertierenden Idioten meiner Schulzeit darüber zu sprechen, hätte sich wie ein öffentlicher Selbstmord angefühlt, denn die Chance an den anständigsten Jungen in der Schule zu geraten, der den Mund halten kann, war doch eher gering. Das war ein garantierter Weg, um zu dem größten Gespött der Schule zu werden. Aber das galt auch für meine Freundinnen damals – wie hätte ich mit ihnen darüber sprechen können? Sie verbreiteten Klatsch und Tratsch genauso gerne, wie die Jungs.

Sex war für mich also eine Horrorvorstellung, der ich meine Teenager-Jahre lieber aus dem Weg ging.

An dieser Stelle muss ich vielleicht anmerken, dass ich auch sehr schüchtern war und somit auch nicht wirklich bereit, mit meinem Problemchen zum Arzt zu gehen. Erst mit 19 Jahren – immer noch Jungfrau – kam es mir bei einem Besuch bei meiner Frauenärztin über die Lippen. Es war fast, als würde ich eine andere Person sprechen hören und nicht mich. Ich konnte kaum glauben, dass es aus meinem Mund kam, wenn auch in holpriger Weise. Ich wirkte sicherlich etwas verhaltensgestört.

Die Ärztin hatte schon paar Fragen dazu, aber im Grunde ging es darum, ob ich grundsätzlich an Inkontinenz leide, oder ob das nur ein Phänomen ist, das mit Sex zusammenhängt. Denn ich hatte ja sogar bei ihr auf dem Stuhl ein wenig Leck geschlagen, ohne es selbst zu merken. Ich schätze zu dem Zeitpunkt war ich sexuell derartig ausgehungert, dass mich sogar ein Spekulum erregte.

Ich war auch keine „biologische“ Jungfrau mehr, weil ich mich mit sechszehn mit einer Schampoo-Flasche entjungfert habe – sozusagen der „Dildo“ des Teenagers, der noch keine eigenen Kreditkarte hat, um sich die echten Toys zu kaufen.

Die Frauenärztin hatte mich dann zwar noch zur Urologin geschickt, um herauszufinden, ob ich nicht irgendeinen chronischen Defekt oder eine Entzündung habe – aber unter Strich schien der Fall für sie eher klar sein. Ich erinnere mich, wie sie zu mir sagte: „Sie werden es fortan mit erwachsenen Männern zu tun haben. Glauben sie mir, wenn ich sage, dass es kein Problem sein wird.

Ich war auch kein totales Mauerblümchen. Ich meine, ich wusste, dass es allerlei schräge Pornos gibt und ich wusste, dass es Männer gibt, die sich dann Sexclips anschauen, wo Frauen ihnen in den Mund pullern. Aber als ich noch ein junges Ding war, fand ich natürlich, dass das sehr extreme perverse Männer sind, die so etwas mögen und ich wollte ihnen nicht ausgeliefert sein. Ich hatte immer diese Sorge: Das kann doch nicht sein, dass für mich immer nur diese Männer übrig bleiben würden.

Übrigens und nur am Rande – später wurde eine Frau eine meiner besten Freundinnen (und ist es mit heute), die eine unfallbedingte Beinamputation hatte. Sie hatte mir genau die selben Ängste und Erfahrungen geschildert, weil sie eben auch nicht Männer ausgeliefert werden wollte, die ihren Beinstumpf als einen Kink ansehen.

Was ich eben nicht wusste – und im Begriff war, herauszufinden, ist dass die Anzahl der Männer, die Natursekt „OK“, oder „geil“, oder „abgefahren“, oder „faszinierend“, oder „heiß“ finden, einfach gigantisch ist. Das ist keine winzige Minderheit.

Und bei vielen Männern (aber nicht allen) zeichnet sich die Reifung ins erwachsene Leben dadurch, dass sie es inzwischen gelernt haben, auch ein Geheimnis zu bewahren. Und das trägt dann eben zu einem größeren Vertrauen bei, mich zu öffnen und natürlich zu sein, egal was passiert.

Meine Ärztin meinte damals: „Ich kann ihnen Medikamente verschreiben, die dabei ein wenig helfen könnten, aber mal ehrlich, in meinen Augen haben sie kein echtes Problem. Sie müssen nur lernen, es gegenüber der richtigen Person zu thematisieren.

Ich war mir nicht so sicher, was ich von diesen Erklärungen halten sollte, doch ich hatte zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung, dass meine richtige Entjungferung nur wenige Wochen entfernt war. Und dass ich in dieser Angelegenheit endlich Glück haben würde. Und Glück für eine eingeschüchterte Frau ohne Selbstwertgefühl besteht darin, an einen Mann zu geraten, der damit umgehen kann.

Nils war 15 Jahre älter als ich, und das allein war irgendwie ein wenig skandalös und machte mir tierischen Spaß. Ich fühlte mich wie eine verknallte Heldin in einem anrüchigen Roman. Unser Kennenlernen fand anfangs nur über Mails statt und Nils war zwar ein echter Gentleman, doch gleichzeitig nicht darum verlegen, über seine Wünsche und Bedürfnisse zu sprechen. Ich weiß nicht, ob ihm damals wirklich bewusst war, mit welchem Hunger und welcher pathologischen Geilheit ich da an seinen Zeilen hing. Irgendwann hatte ich dann den Mut aufgebracht und schrieb ihm, ich sei noch Jungfrau und hätte dieses riesige Problem, und dass ich nicht weiß, wie er damit umgehen kann.“

Die nächsten zwei Stunden waren hart, denn mit jeder verstreichenden Minute dachte ich daran, dass er sich nie wieder melden würde. Dass er vielleicht denkt, ich sei halt so eine Art ekliger Sexkrüppel. Ich stand wirklich in Gefahr, in eine totale Depression abzurutschen.

Doch seine Antwort war eine ganz andere. Es war eine ganz schön lange Mail, in der es mehr darum ging, dass wir konditioniert sind, dieses und jenes zu denken und zu glauben. Aber das hätte nichts, mit der Wirklichkeit zu tun. Und dass er alles dafür geben würde, mich bei meinem kleinen Squirten zu beobachten, zu fühlen und zu schmecken.

Mir war klar, dass er einer dieser Typen war, vor denen es mich immer gegraut hatte. Einer, der mein Problem als einen Fetisch ansieht. Aber als Mensch war er eben so gar nicht, wie ich es mir ausgemalt hatte. Er wirkte weder psychotisch noch verschlagen. Es war ein lebenslustiger, humoriger Künstler, der sich nicht sehr ernst nahm.

Unser Sex war großartig und ganz schön häufig. Ich pieselte ihn dabei ganz schön viel an. Denn er liebte es, mich zu lecken und witzelte darüber, dass ich gegenüber den meisten Frauen eher einen Vorteil habe. Denn bei mir kann der Mann tatsächlich über jeden Zweifel erhaben sehen und spüren, dass mich etwas stark erregt. Nils half mir über Zeit, ein Selbstbewusstsein zu finden. Und zu meinem „Defekt“ zu stehen.

Ich will damit nicht sagen, ich wollte es mir aufs T-Shirt drucken lassen. Obwohl wir das kichernd mal als Idee besprochen hatten. Ich bin noch immer eine eher diskrete, private Lady, die all ihre kleinen Ferkeleien lieber hinter einem vorgezogenen Vorhang auslebt.

Nils und ich wurden ein Paar und blieben ganze vier Jahre zusammen. In dieser Zeit hatten wir etwas Swingern probiert, andere Männer getroffen (er mochte das, mir auch nur zuzusehen). Er achtete stets darauf, dass diese Männer auch Feinschmecker wie er waren. Das war seine Ausdrucksweise: denk über mich nicht, als sei ich ein „Perverser“, sondern als sei ich ein Feinschmecker.

So begann ich selbst in Erfahrung zu bringen, dass die Anzahl der Männer, die bei einer Erregbarkeitsinkontinenz aufregend finden, schockierend riesig ist. Ich vermute, es hat auch damit zu tun, dass es ein mechanischer, biologischer Vorgang ist, den sie selbst auslösen, in dem sie wir schöne Gefühle machen. Ich stellte fest, dass viele Männer das dann auch so richtig erwarten. Es ist beinahe wie so eine Art Qualitätsmerkmal.

Das ist ein Gefühl, nach dem ich süchtig werden konnte. Dass etwas, das mir in meinen jungen Jahren so sehr zugesetzt hatte, sich plötzlich ins komplette Gegenteil umkehrt und mir sogar das Gefühl gibt, als wäre ich eine begehrte Königin der Erotik. Denn die meisten Männer behandeln mein seltsames Squirten mit einer gewissen Verehrung. Es fast schon seltsam. Aber nicht wirklich. Ich genieße es.

Und ich habe paar Tricks dazugelernt, die das Leben viel leichter machen. Ich habe gelernt, ein Latexbetttuch versteckt unter das eigentliche Betttuch zu spannen, wenn ich „Besuch“ kriege. Den Männer gefällt es, wenn nach dem Sex dann dieser riesige nasse Fleck auf dem Bettlaken ist. Es deutet an, dass sie verdammt gut waren. Und ich muss nicht aller paar Wochen eine neue Matratze kaufen.

Ich habe auch gelernt selbstbewusst und auf Abruf zu pissen. Denn einige Lover, die ich so über die Jahre hatte, wollten das Spiel auf ein höheres Niveau heben. Und ich habe da eine Weile gebraucht, um eine gewisse Blockade zu überwinden. Und ist das nicht verrückt, wie seltsam der Kopf so funktioniert? Wenn ich es nicht wollte, pieselte es beim Sex aus mir nur so raus. Doch wenn ein eher submissiver Feinschmecker es sich sehnlichst wünschte, dass ich ihm direkt in den Mund pullerte, war ich zugeschnürt ohne Ende.

Aber Übung macht die Meisterin und heute kann ich mich mühelos schnell in die Hocke begeben – irgendwo auf dem Parkplatz – und vor einem relativ fremden Voyeur einfach mal eine Pfütze machen. Und bin sogar etwas stolz drauf, weil ich weiß, dass es Überwindung kostet und Willenskraft braucht. Aber ich kann genauso einem devoten Mann direkt in den Mund pieseln und genieße es, dabei seine Hingabe und Leidenschaft zu spüren.

Ein anderer Sektfan ließ mich immer in Kristallgläser urinieren und vermischte es dann halb-und-halb mit Champagner, oder einem Rosé.

Und natürlich hatte ich schnell angefangen, selbst mit dem Geschmack zu experimentieren. Ich finde, das ist dann wiederum mein Teil der Verpflichtung, dass ich dem hingebungsvollen Mann, der dies praktizieren möchte, nicht einen möglichst abscheulichen Geschmack biete. Denn dabei gibt es große Spielräume. Es gibt Apfeldiäten, die ich 2 Tage lang vor einem Date praktizieren kann, die den Geschmack wirklich zart und geradezu angenehm gestalten.

Ich weiß es, weil ich es bei all meinen Experimenten bei mir selbst ausprobiert hatte. Denn ich fand, wenn ich es anderen zumute, sollte ich immer wissen, was Sache ist. Und damit auch irgendwie eine grundsätzliche gesündere Beziehung zu meinem Natursekt aufbauen.

Im Extremfall, würde ich eine Woche lang fasten und nur große Mengen an Leitungswasser trinken, würde sich der „Sekt“ derartig durchreinigen, dass der Geschmack eher an normales, lauwarmes Wasser erinnert, in das jemand eine winzige Prise Salz eingerührt hatte. Aber ich muss gestehen, großes Fasten fällt mir schwer.

Tabu sind vor einem solchen Treffen Fleisch, zuckerhaltige Sachen, Spargel, ölige Bratgerichte… Im Grunde alles, das nicht geschmackszart und eher fruchtig ist.

Ein Mann wollte, dass ich die ganze Begegnung lang mit ihm Bier trank, weil er darauf schwor. Das Pullern in seinen Mund fiel mir an dem Abend besonders leicht, weil ich ganz schön einen sitzen hatte und grundsätzlich enthemmt war. Aber er meinte, dies sei der beste Natursekt, den er jemals getrunken hatte. Tja, wer bin ich, um solchen Rezensionen zu widersprechen.

Ich schreibe das nicht auf, weil ich erwarte, dass alle Männer das irgendwie toll finden. Es geht mehr darum, dass eine andere Frau, die auch ein solches Phänomen hat, es liest, und vielleicht auf diese Weise erkennt, dass das viel weniger ein Problem ist, als es den Anschein hat. Die Männer stehen scharenweise auf Natursekt. Das ist nur nicht etwas, das sie sich auf die Stoßstange kleben. Die Frau darf halt nicht wahllos sein, sondern muss diesen Punkt frühzeitig klären.

Die wichtigste Erkenntis dabei war, dass die Passion für Damen, die Natursekt spenden. Eben nicht eine Spezialität von irgendwelchen düsteren, kranken Typen, vor denen ich höchstens Gänsehaut kriege. Das Gegenteil ist der Fall. Ich fand unter den „Golden Shower„-Enthusiasten einige der nettesten und charmantesten Verehrer. Wie bereits erzählt war einer davon sogar ein langjähriger Lebenspartner, während andere zu lebenslangen, intimen Freunden wurden.

Es ist eben ein kleines Geheimnis, das wir uns alle teilen. Und ob der Rest der Welt das gut oder blöd findet, interessiert uns nicht. Weil wir damit ohnehin nicht hausieren gehen.

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Eine Antwort zu „Keine Sorge wegen Erregungsinkontinenz“

  1. Avatar von Aten
    Aten

    Ich klebe es mir auch nicht auf die Stoßstange, aber ich stimme in allen Punkten zu. Lass einfach fließen, Baby.

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